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Die Schocken Villa
Biographie eines Hauses und seiner Bewohner

Die bewegte und bewegende Biographie eines Hauses – sie verbindet Architekturgeschichte und jüdisch-deutsche Kulturgeschichte – mit dem Verleger und Mäzen Salman Schocken im Mittelpunkt. Es beginnt vor dem Ersten Weltkrieg. Ein wohlhabender ­Ministerialdirektor erwirbt eine größere Holzung in Berlin-Zehlendorf, lässt sich von dem berühmten Landhaus-Architekten Hermann Muthesius eine große Villa mit parkähnlichem Garten bauen. Nach seinem Tod wird die Villa von einem UFA-Direktor gekauft, der sie nach kurzer Zeit an den Kaufhausunternehmer und späteren Verleger Salman Schocken weiter verkauft. Schocken, zunächst in Sachsen und Thüringen engagiert, erweitert sein Filialnetz bis weit in den Westen (u.a. Nürnberg und Stuttgart) und lässt all seine Bauten von Erich Mendelsohn, dem Stararchitekten der Moderne, entwerfen. Schocken hat den Sprung nach Berlin bewusst gemacht: Er will nicht nur der Kaufhaus-König sein, er gründet einen prosperierenden Verlag, verlegt Kafka, Werfel und andere weltberühmte Autorinnen/Autoren. Noch bevor er von den Nazis gezwungen wird, Deutschland zu verlassen, sucht er seine Zukunft in Palästina (wo er mit dem ebenfalls emigrierten Mendelsohn in Jerusalem eine bis heute berühmte Bibliothek baut) und später in New York. Die Villa wurde 1938 zwangsweise »arisiert«, fortan von einem vermögenden Nazi bewohnt. Nach dem Krieg wurde die Villa CIA-Sitz, Kinderheim und über Jahrzehnte Sitz einer Organisation des Kalten Krieges, des Ausschusses Freiheitlicher Juristen. Tausende von SBZ/DDR-Flüchtlingen wurden hier überprüft. Nachdem das Haus lange leerstand, wurde es Anfang der 80er Jahre von Hausbesetzerinnen genutzt. Nach der Räumung und Jahren weiteren Leerstands werden Gebäude und Garten parzelliert, neue Wohnungen gebaut.

Transit-Verlag